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Rückblick

114. Billbrookkreis-Treffen

am Montag, 5. Februar 2024 von 12 bis 14 Uhr
im Hotel Böttcherhof

Jahresauftaktveranstaltung
Gastredner: Dr. Günter Klemm, ehemaliger Syndikus und Volkswirt der Handelskammer Hamburg
Thema: Eine Wirtschaftsprognose für 2024
Impulsvortrag: Prof. Norbert Aust, Präses der Handelskammer Hamburg
Thema: Handelskammer-Wahlen

Positive Bilanz in Krisenzeiten

Bernhard Jurasch, der erste Vorsitzende des Billbrookkreises, begrüßte die Gäste des 114. Billbrookkreis-Treffens und gleichzeitig dem ersten in diesem Jahr herzlich mit den besten Wünschen für ein erfolgreiches und gesundes 2024.

Begrüßung der Ehrengäste

Einen besonderen Dank widmete Bernhard Jursch den drei Ehrengästen, darunter die Präsidentin der Deutsch-Japanischen Gesellschaft, Eiko Hashimaru-Shigemitsu, die für Fragen rund um die wirtschaftliche Vernetzung der beiden Länder zur Verfügung stand, Dr. Günter Klemm, dem ehemaligen Chefvolkswirt der Handelskammer, der eine Wirtschaftsprognose für das Jahr 2024 mitgebracht hatte, und Professor Norbert Aust, Präses der Hamburger Handelskammer, der zum Thema Handelskammer-Wahlen sprach.

Vier Verbundeinsätze in der Billstraße

Der erste Vorsitzende des Billbrookkreises, Bernhard Jurasch, bedauerte zu Beginn seiner Begrüßungsrede die vielen Krisen und Konflikte, die auch dieses neue Jahr noch bestimmen würden, hatte aber auch gute Nachrichten zu verkünden:

Nach dem Großbrand in der Billstraße in Billbrook/Rothenburgsort im April 2023 habe es bereits vier Verbundeinsätze der extra gegründeten Task-Force gegeben, die schon einige Verbesserungen der katastrophalen Lage in der Basar-ähnlichen Verkaufsstraße bewirkt hätten. Nach den Kontrollen durch Polizei, Feuerwehr und den zuständigen Behörden von knapp siebzig Betrieben, seien 17 davon aufgrund von fehlenden Fluchtwegen und illegaler Beherbergung sofort geschlossen und insgesamt 14 Strafverfahren eingeleitet worden. Die Stadt hat zudem ein Vorkaufsrecht und ein Zielbild erarbeitet, damit es in der Billstraße wieder zu einem geordneten Ablauf bei den ansässigen Gewerbebetrieben kommen könne. Bei den Einsätzen seien teilweise über 100 Beamte im Einsatz gewesen und ein Dank ging deshalb auch an Ralf Neubauer, den Leiter des Bezirksamtes, der die Billstraße zur Chefsache gemacht hat und auch weiter dafür sorgen will, dass die Stadt mit den Gewerbetreibenden in der Billstraße im Gespräch bleibt und sich die Situation für alle verbessern kann.

Entschieden gegen Antisemitismus

„Persönlich bewegen mich die vielen Proteste in diesen Tagen und auch die Verrohung der Menschen“, betonte Bernhard Jurasch in seiner bewegenden Rede. Er appellierte auch an die Demonstranten, die Straßen frei zu halten und Toleranz zu beweisen. Ganz deutlich sprach sich Jurasch gegen die antisemitischen Straftaten in Hamburg aus und ergänzte: „Wir dürfen nicht zulassen, dass unsere jüdischen Mitbürger bei uns in Angst leben müssen“.

Entscheidungen könnten durch Wahlen beeinflusst werden und deshalb sei es wichtig, auch die Europawahl jetzt im Blick zu haben. Die Wahl sei wichtig und jede Stimme zähle.  

Krisenzeiten sind Kammerzeiten

Professor Norbert Aust, Präses der Hamburger Handelskammer, sprach zum Thema Handelskammer-Wahlen. Er bestärkte zu Beginn seiner Rede die deutlichen Worte von Bernhard Jurasch für Toleranz und gegen Antisemitismus.

In aktuellen Krisenzeiten betonte er noch einmal die Wichtigkeit der Hamburger Handelskammer, die vor allem auch die kleinen Betriebe im Lockdown der Corona-Pandemie unterstützt habe. „Wir mussten die Mitarbeiter wieder aufrichten, denn viele Unternehmen waren am Boden und standen kurz vor dem Aus ihrer Existenz“, erinnerte Aust an die damalige Situation. Der Leitsatz in der Krise heißt: Kein Unternehmen, dem es zuvor gut ging, durfte durch eine Krise in die Insolvenz geraten.

Investitionen seien in der Zeit der Pandemie ausgeblieben und dieser Missstand habe sich mit dem Beginn des Ukraine-Krieges noch verstärkt. Die Auswirkungen auf die Wirtschaft seien, laut Prof. Norbert Aust, auch aktuell noch deutlich zu spüren. Überall seien Sparmaßnahmen beschlossen worden und auch die Handelskammer habe reagiert, was sich positiv auf die Zahlen ausgewirkt hätte. Der Blick der Handelskammer richte sich jetzt mit der Frage „Wie und wovon wollen wir in 2040 leben“ in die Zukunft. Denn das Motto lautet: „Auch Unternehmen blicken immer voraus und nicht zurück“.

Um in einer attraktiven und lebenswerten Stadt, in der Wohlstand herrscht, leben zu können, brauche es eine funktionierende Wirtschaft und neue Projekte, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Das Engagement der Firmen für die Handelskammer sei unablässig, denn hier würde auch die gewerbliche Ausbildung mit den Prüfungen für Auszubildenden zusammenlaufen und verschiedene Konzepte Unternehmen und junge Arbeitskräfte in Verbindung bringen.

Deutsche Wirtschaft in der Rezession

Dr. Günter Klemm, ehemaliger Chefvolkswirft der Handelskammer stellte traditionell seine Wirtschaftsprognose für das Jahr 2024 vor. Einige negative Entwicklungen könne er den Gästen des Billbrookkreis-Treffens leider nicht ersparen, so Dr. Klemm, denn die Wirtschaft stecke immer noch in einer Rezession fest und das Konsumverhalten der Kunden stehe auf Sparkurs. Die Gründe für die allenfalls stagnierende Entwicklung seien die vier Jahre im Krisenmodus, aber auch hausgemachte Ursachen. Der Arbeitsmarkt sei, laut der Prognosen von Dr. Günter Klemm, relativ robust und die Inflation ginge langsam zurück.

Zur außenwirtschaftlichen Lage betonte Klemm, dass es immer noch eine Stagnation nach den guten Jahren gebe und sprach von geopolitischen Störungen des Welthandels. Für die Hansestadt Hamburg sei es jetzt wichtig, den Hafen wieder zu stärken und dessen Wettbewerbsfähigkeit auszubauen. Der Hafen sei mehr als nur ein Ort für den Umschlag, sondern müsse als Industriestandort an Bedeutung gewinnen.

Das Hauptproblem für die negativen Erwartungen für 2024 sieht Klemm bei den hohen Energiepreisen, die vielen Unternehmen schwer zu schaffen machten. Deshalb sei es auch schwer nachvollziehbar, dass gerade jetzt neue Auflagen und höhere Anforderungen von Seiten der Behörden an die Betriebe herangetragen würden.

Beim Handwerk sprach Dr. Klemm von einer eher positiven Stimmung, denn die Auftragslage sei zufriedenstellend und die Ausbildungszahlen steigend. Der Fachkräftemangel sei allerdings weiterhin ein ernst zu nehmendes Thema. Wichtig sei für das Handwerk auf jeden Fall auch die Einführung des Anwohnerparkausweises für die Betriebsfahrzeuge, die in den Stadtteilen die Möglichkeit haben müssen, dort den Tag über parken zu können.

Beim Einzelhandel sei der reale Umsatz im Jahr 2023 um 4 Prozent gesunken. Die Hoffnung liege deshalb jetzt bei steigender Konsumneigung durch die sinkenden Inflationszahlen und die Anhebung der Tariflöhne.

Erholt habe sich allerdings der Tourismus in der Stadt, „Hamburg bleibt Sehnsuchtsort“.

Zeit für Veränderungen

Die allgemeine wirtschaftliche Unsicherheit begründete Dr. Klemm mit dem sinkenden Vertrauen auf politischer Ebene, die Belastung durch zu viel Bürokratie und der fehlende Weitblick bei der Energieversorgung. Hier sei Technologieoffenheit gefragt. „Wenn man diese Probleme immer im Hinterkopf hat, sprudeln die Investitionen nicht“, so Dr. Klemm. Es sei an der Zeit Strukturen aufzubrechen und zu verändern. Das eher trübe Bild bei den Erwartungen für das Jahr 2024 ziehe sich durch alle Unternehmenszweige, allein die Dienstleister hätten noch einen positiveren Ausblick.

Zum Thema Deindustrialisierung warnte Dr. Günter Klemm vor dem schleichenden Prozess, der nicht sofort sichtbar und deshalb gefährlich sei. „Wir brauchen das Gefühl von mehr Rückhalt aus der Politik“. Wichtig sei aber auch, die Panik in Grenzen zu halten und nicht gegen alles zu demonstrieren. „Wir müssen offen sein für neue Entwicklungen, wie die Fledermäuse, die einen sehr guten Orientierungssinn haben.“ Energiepolitisch habe sich Deutschland als einziges Land dazu entschieden, aus der Kernenergie auszusteigen, deshalb sei es an der Zeit, in der schwierigen konjunkturellen Lage endlich über neue Chancen nachzudenken, um die Wettbewerbsfähigkeit zu steigern.

Die Wirtschaft ist sicherlich nicht alles, aber ohne eine gute Wirtschaft läuft nichts.

Dank

Bernhard Jurasch bedankte sich für die interessanten und auch unterhaltsamen Reden der beiden Ehrengäste. Bei dem oft gelobten anschließenden Mittagessen gab es noch viel Gelegenheit, sich mit anderen Teilnehmenden zu vernetzen und nette Gespräche zu führen.

Das Fazit der Gäste: Ein perfekter Ort, um sich mit anderen Unternehmen auszutauschen.

Fotos: Mirko Hannemann

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