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Rückblick

119. Billbrookkreis-Treffen

am Montag, 10. Februar 2025, von 12 bis 14 Uhr
im Hotel Böttcherhof

Jahresauftaktveranstaltung
Gastredner: Dr. Günther Klemm, ehemaliger Syndikus und Volkswirt der Handelskammer Hamburg
Thema: Politisch-wirtschaftlicher Jahresausblick für 2025

Ehrengast Dr. Günther Klemm

Das 119. Treffen des Billbrookkreises startete wie gewohnt mit einer herzlichen Begrüßung der Gäste und einer interessanten Rede des ersten Vorsitzenden Bernhard Jurasch.

2025 habe aufregend und desaströs begonnen, so Jurasch, und man könne es nicht anders sagen: „Es ist Wahnsinn, was gerade alles passiert und wir stehen mitten drin.“

Bei einem kleinen Abriss zum Industriegebiet erwähnte der Erste Vorsitzende die Billstraße als „Dauerbrenner“ im Quartier mit der erfreulichen Nachricht, dass die Ruine aus dem Großbrand jetzt abgeräumt sei und das Gelände wieder einer industriellen Nutzung zugeführt werden könne. In der vergangenen Woche habe zum wiederholten Mal ein Verbundeinsatz, zusammen mit der Polizei unter der Leitung des Bezirksamtes Mitte in der Billstraße stattgefunden, bei dem illegaler Wohnraum entdeckt und auch direkt unterbunden wurde. Bekanntlich sei das Wohnen im Industriegebiet nicht zulässig. Auch das Problem der Schrottautos auf den Straßen werde jetzt in Angriff genommen und dafür spreche der Billbrookkreis seine Anerkennung dem Bezirksamtsleiter Ralf Neubauer aus.Die vielen Straßenbaustellen, die zurzeit im Industriegebiet für Sperrungen und Umleitungen sorgen, seien zwar ärgerlich, doch immerhin auch ein Schritt zu einer Verbesserung der Infrastruktur im Umfeld, um dieses moderner und zukunftsfähiger zu gestalten.

Besonders ärgerlich, so Bernhard Jurasch, sei die schlechte Resonanz auf die Umfragen an die Hamburger Fraktionen des Billbrookkreises kurz vor der Bürgerschaftswahl.  Das zeige ein gewisses Desinteresse am Industriestandort Billbrook, was sehr bedauerlich sei.

Zum Thema große Politik sei es erschreckend und auch abstoßend, was in den letzten Wochen in der politischen Auseinandersetzung zu beobachten sei, darunter wenig sachliche Argumente, dafür aber mehr Verunglimpfungen und Beleidigungen. „Da ist die Rede vom Sündenfall, roten Linien und Brandmauern, vom Einreißen oder noch höher Ziehen“, so Jurasch. Der Aufruf „auf die Barrikaden“ erschrecke, da werde skandiert, randaliert und Menschen werden bedroht. „Auch hier in Hamburg waren Büros und Mitarbeiter einer traditionellen demokratischen Partei davon betroffen und ‚Omas gegen rechts‘ gehen auf die Straßen, finanziert von einem Ministerium“, so Jurasch. In Zwickau sei sogar von der Verwaltung, der Bundeswehr verboten worden in der eigenen Stadt für die Bundeswehr zu werben.

„Alle arbeiten sich an einer Partei ab, nur nicht an den Problemen unseres Land. Wird ‚Made in Germany‘ doch noch zum Brandmal der deutschen Wirtschaft, wie einstmals vorgesehen? Ich hoffe nicht!“ Der Erste Vorsitzende zitierte in diesem Zusammenhang Kurt Schumacher: „Politik beginnt mit dem Betrachten der Wirklichkeit“ und den Präses der Hamburger Handelskammer Prof. Aust anlässlich der VEEK – HK Jahresschluss Veranstaltung: „Wirtschaft ist nicht alles, aber ohne Wirtschaft ist alles nichts.“

Im Anschluss an seine interessante Rede begrüßte Bernhard Jurasch den Ehrengast und Redner dieses Billbrookkreis-Treffens, Dr. Günther Klemm. Der ehemalige Syndikus und Volkswirt der Hamburger Handelskammer begann seine Wirtschaftsprognose für 2025 mit den Worten: „Ich kann wenig Positives berichten. Ich kann nicht sagen, wie toll alles wird“. Gewarnt habe Klemm bereits im vergangenen Jahr vor strukturellen Problemen, an genau diesem Punkt sei Deutschland jetzt angekommen.

Drei Jahre in Folge erwarte man auch in 2025 keine großen Wachstumsraten, eine Entwicklung, die so noch nie dagewesen sei. Weniger Steuereinnahmen, eine anhaltende hohe Inflation, geringes Wachstum und der bestehende Fachkräftemangel sorgten für eine gravierende Wachstumsschwäche in Deutschland. Andere Länder hätten nicht diese extremen Probleme wie Deutschland und man könne, so Dr. Günther Klemm, auch nicht „alles am Krieg in der Ukraine festmachen“.

Die großen Probleme für die deutsche Wirtschaft seien nach wie vor die komplizierte Bürokratie, die sanierungsbedürftige Infrastruktur und die fehlenden Fachkräfte. Die anhaltende Rezession sorge für weniger Mut zu Investitionen, Produktionen würden ins Ausland abwandern und „bei steigenden Lebensmittelpreisen trotz Sonderangeboten wissen auch die Kunden nicht mehr, wie sie über die Runden kommen sollen“.

Es gebe jetzt bereits knapp 3 Millionen Arbeitslose, aber auf der anderen Seite würden viele Fachkräfte gesucht. Das Handwerk in Deutschland würde viel mehr leisten können, wenn es Fachkräfte gäbe. Ganz schlimm sehe es beim Einzelhandel aus. Viele Läden würden bereits die Hoffnung aufgeben und schließen, das sehe man auch am Beispiel der Hamburger Innenstadt.

Wirklich gut gehe es nach Angaben von Dr. Klemm der Finanzwirtschaft, den Banken und Versicherungen. Der Außenhandel hingegen habe enorm mit der Blockbildung zu tun. USA gegenüber  Russland und China, da liege Europa in der Mitte und drohe zerrieben zu werden.

Dr. Günter Klemm sprach auch die extrem gestiegen Energiekosten an, die teilweise das Vierfache an Kosten verursachen würden. „Wir steigen aus Kernkraft und Kohle aus und flächendeckend reicht das alles nicht mehr aus“, so die Sorge des Redners. Bei allen alternativen Energiequellen brauche es immer noch Ersatz für Flauten und sonnenfreie Zeiten. Es sei schlichtweg unmöglich, bis 2030 klimaneutral zu werden. Für die Stadt Hamburg sei es komplett unlogisch gewesen, das Kohlekraftwerk Moorburg abzustellen und Wedel immer weiter laufen zu lassen.

Die Probleme beim Ausbau der Infrastruktur würden dabei immer schnell auf die Politik geschoben. Oft seien es aber keine politischen Entscheidungen, die Baumaßnahmen blockierten, sondern die Klagen von Umweltverbänden, durch die es zu langen Verzögerungen kommen kann, die oft Jahre in Anspruch nehmen.  

Bei der Prognose von Dr. Klemm durfte natürlich auch nicht der Blick auf die bevorstehende Bundestagswahl fehlen. Wenn es eine Koalition geben sollte zwischen den großen Parteien, dann solle man von einer „Koalition der Mitte“ sprechen, die dann hoffentlich die Kraft aufbringen werde, die Wirtschaft wieder anzukurbeln und das Vertrauen der Bürger in die Politik wieder zu stärken.

Zum Abschluss der Veranstaltung wurde die langjährige Stadtteilpolizistin Janka Davids, die sich beruflich verändern möchte und an die Polizei-Akademie gehen wird, mit einem Blumenstrauß und vielen lobenden Worten verabschiedet. Die Arbeit im Industriegebiet habe ihr immer viel Freude bereitet und sie gehe mit „einer Träne im Knopfloch“, so Janka Davids. Ihr Nachfolger wird Bernhard Jacobsen, der sich sehr auf sein neues Arbeitsfeld freut und sich beim Billbrookkreis-Treffen schon einmal vorstellte.

Nach dem interessanten Vortrag zur Prognose auf 2025 von Dr. Güther Klemm und der Verabschiedung wurde das Essen serviert.

Das kommende Billbrookkreis-Treffen findet am 7. April von 12 bis 14 Uhr im Hotel Böttcherhof statt und wird wieder eine perfekte Gelegenheit, sich mit anderen Firmen zu vernetzen und Informationen rund um das Quartier mitzunehmen.

Der erste Vorsitzende Bernhard Jursch wünscht bis dahin eine schöne Zeit!  gr

Fotos: Mirko Hannemann

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