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Rückblick

122. Billbrookkreis-Treffen

am Montag, 29. September 2025, von 12 bis 14 Uhr
im Hotel Böttcherhof

Gastredner: Lars Friis Cornett, Direktor von Femern A/S in Deutschland
Thema: Der Fehmarnbelt-Tunnel – Nordeuropas größtes Infrastrukturprojekt

Ehrengast Lars Friis Cornett, Direktor von Femern A/S in Deutschland

Bernhard Jurasch, der Erste Vorsitzende des Billbrookkreises, begrüßte die zahlreichen Gäste des 122. Billbrookkreis-Treffens im Hotel Böttcherhof herzlich und bedankte sich bei dem Ehrengast Lars Friis Cornett, Deutschland-Direktor von Femern A/S, für die Zeit, die er sich für einen Vortrag vor Ort genommen hat.

Zu Beginn seiner Rede erinnerte Bernhard Jurasch an den Vortrag des 121. Treffens zum Thema Sicherheit, von Kommandeur des Landeskommando Hamburg, Kapitän zur See Kurt Leonard, der anschaulich unter dem Aspekt „Drehscheibe Deutschland“ dargestellt hatte, welche Rolle gerade auch Norddeutschland im Falle eines Angriffs auf die Nato spielen würde. Die Bundeswehrübung unter dem Titel „Red Storm Bravo“ in Hamburg hätte zudem gezeigt, wie schwierig die aktuelle Lage ist und die Erkenntnis gebracht, dass Norddeutschland im Falle einer militärischen Eskalation die Drehscheibe für alle militärischen Transporte sein wird. Das werfe viele Fragen auf, vor allem auch rund um die desolate Infrastruktur des Landes. Straßen, Schiene, Brücken, Wasserwege, so gut wie alles müsse saniert oder komplett erneuert werden. 500 Milliarden Euro Sondervermögen (besser Sonderschulden) würden zusätzlich eingesetzt werden und dennoch sei am Ende nicht sicher, ob baureife Projekte, wie aktuell der Ausbau verschiedener Autobahnen, überhaupt starten könnten.

Hamburg als ein „Flaschenhals“ im Straßen- und Schienenverkehr bedeute, dass die gesamten Verkehrsströme in Nord-Süd-Richtung zurzeit durch Hamburg laufen müssen. „Die A20 muss mit der neuen Elbquerung endlich fertig gestellt werden“, forderte Jurasch mit Blick auf diese Situation in seiner Rede nachdrücklich, damit Hamburg von Verkehren, die weiter ins Hinterland führen, endlich entlastet werde. Aber auch in Hamburg müsse viel passieren, so der Erste Vorsitzende des Billbrookkreises, allein die Norderelbbrücke stehe vor dem Zusammenbruch und müsse aufgrund von Tragfähigkeitsverlusten in absehbarer Zeit gesperrt werden. „Um schnelle Ergebnisse zur Umsetzung zu erreichen, muss auch das Bürokratiemonster „Genehmigungsverfahren“ ausgedünnt werden“. Nicht jeder Einspruch zu einem Bauprojekt dürfe zu einem jahrelangen Stillstand des Projekts führen. Es gehe auch anders, das sei bei den Genehmigungen der LNG-Terminals bewiesen worden. „Man muss es nur wollen,“ so Jurasch.

Fehmarnbelt-Querung: Nordeuropas größtes Infrastrukturprojekt

Der Fehmarnbelt-Tunnel, Nordeuropas größtes Infrastrukturprojekt, das von der EU mit gefördert wird, sei hingegen eines der erfreulichen Projekte mit hohen technischen Anforderungen – von Dänemark und Deutschland gemeinschaftlich durchgeführt. Der Ehrengast des 122. Billbrookkreis-Treffens Lars Friis Cornett, Direktor von Femern A/S in Deutschland berichtete in seinem Vortrag über die Schwierigkeiten, aber vor allem auch die Chancen dieses Projektes.

Lars Friis Cornett, der sowohl in Aarhus als auch in Berlin studiert hat, stellte mit dem Fehmarnbelt-Tunnel ein Herzensprojekt vor und betonte gleich zu Beginn seines außergewöhnlich spannenden und informativen Vortrags zu diesem Mammut-Projekt, dass Dänemark schon sehr gute Erfahrungen mit Erweiterungen der Infrastruktur gemacht habe und es deshalb von Seiten der Bevölkerung auch mehr Zuspruch gegeben habe, als in Deutschland. Der Tunnel sei ein logischer Lückenschluss auch in Bezug auf andere Projekte. Bessere Verbindungen für Skandinavien und Europa hätten bereits beispielsweise die Storebaelt-Brücke und die Öresund-Querung gebracht.

Mit Fertigstellung des Tunnels sei dann in Zukunft eine Erreichbarkeit in weniger als zehn Minuten zwischen Deutschland und Dänemark per Pkw oder Lkw und dem Zug gewährleistet. Auf europäischer Ebene ein Teil eines transeuropäischen Verkehrsnetzes.

Lars Friis Cornett bezeichnete den Fehmarnbelt-Tunnel als wahren Game-Changer. In 7 Minuten mit dem Zug und 10 Minuten mit dem Auto zwischen den Ländern unterwegs zu sein, sei eine absolute Verbesserung der Wegeführung und die Chance von Hamburg nach Kopenhagen in 2,5 statt in 5 Stunden zu gelangen. Güterzüge würden sich in Zukunft 160 Kilometer Umweg vom Öresund nach Hamburg sparen. „Ein hochmoderner grüner Korridor für die voll elektrifizierte Bahn und eine der schnellsten Verbindung zwischen Dänemark und Deutschland.“

Die Baustelle am Fehmarnbelt-Tunnel sei, laut Cornett, eine der größten Europas. Für den Aushub des 18 Kilometer langen Grabens, der durchschnittlich 12 Meter tief ist, wurden die größten Bagger der Welt eingesetzt, um Platz für den Absenktunnel zu schaffen. Die Elemente werden in einer eigens errichteten Fabrik in Rødbyhavn gefertigt. Mehrere tausend Mitarbeiter sind beim Projekt beschäftigt.

Der Aushub werde genutzt, um neue Erholungsgebiete zu erschaffen. Nicht allen habe die Idee des Tunnels dennoch von Beginn an begeistert, erinnert Lars Friis Cornett. Um die Bürger bestmöglich über das Projekt aufzuklären und offene Fragen zu beantworten, habe es von Beginn an Bürgerdialoge, Info-Bikes, Infoveranstaltungen und Vorhabenvorträge gegeben. Hohe Aussichtsplattformen bieten zudem einen beeindruckenden Überblick über die gesamte Baustelle.

Aktuell sei der Zeitplan der geplanten Eröffnung des Fehmarnbelt-Tunnels im Jahr 2029 stark herausgefordert. Grund hierfür sei, dass der Absenkponton, mit dem die Tunnelelemente in den bereits ausgehobenen Graben am Meeresboden abgesenkt werden, noch nicht einsatzfähig ist, da noch nicht alle Zertifizierungen und Genehmigungen für das Spezialschiff vorlägen, erläuterte Cornett. Die Bautätigkeiten an Land sind bereits weit fortgeschritten, wie er in seinem Vortrag eindrucksvoll darstellte. An der Küste Lollands begannen die Arbeiten 2020, auf Fehmarn konnte seit 2021 gebaut werden.

Für den Fehmarnbelt-Tunnel wurde 2015 ein Baubudget von 7,4 Milliarden Euro inklusive Reserven durch das dänische Parlament genehmigt. Das Projekt ist nutzerfinanziert. Über Nutzungsentgelte werden später die Kredite abgezahlt, die zur Finanzierung der Baukosten aufgenommen wurden und für die der dänische Staat garantiert. Die Höhe der Maut legt vor der Eröffnung des Tunnels das dänische Verkehrsministerium fest.

Mit einem absolut beeindruckenden Kurzfilm zeigte Lars Friis Cornett die Abläufe auf der Baustelle, auf der die einzelnen Tunnelteile millimetergenau ineinandergeschoben und verbunden werden. Ein Projekt, das die nicht nur die Verbindungen zwischen zwei Ländern verkürzen, sondern auch die Infrastruktur signifikant verbessern wird.

Bernhard Jurasch bedankte sich bei dem Ehrengast des 122. Treffens, Lars Friis Cornett, für diesen interessanten Vortrag und bat alle Gäste zum gemeinsamen Mittagessen.

Die regelmäßigen Treffen des Billbrookkreises sind nicht nur die Gelegenheit, so spannende Gastredner zu hören, sondern immer wieder auch eine Chance, sich mit anderen Unternehmen aus dem Umfeld zu vernetzen.  gr

Fotos: Mirko Hannemann

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